Im Rahmen des Gemeinschaftsprojektes KunstWege – LebensZeichen wird im Barkenhoff das differenzierte Œuvre der Künstlerin Jeanne Mammen querschnittartig vorgestellt. 1890 in Berlin geboren, wuchs Mammen ab 1895 in Frankreich auf, bevor sie aufgrund des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs von dort floh und 1916 mit ihrer Familie nach Berlin zurückkehrte. Dort lebte und arbeitete sie bis zu ihrem Tod im Jahr 1976.
Ihre Ausbildung zur Malerin und Grafikerin erhielt Jeanne Mammen von 1906 bis 1911 unter anderem an der Académie Julian in Paris und der Académie Royale des Beaux-Arts in Brüssel. Dort entstand ein erster großer Werkkomplex, der unter dem Eindruck der Malerei des europäischen Symbolismus steht. Im Berlin des Ersten Weltkriegs versuchte die Künstlerin, ihren Lebensunterhalt mit Zeitungsillustrationen zu bestreiten; seit Anfang der 1920er Jahre entstanden Kinoplakate für die UFA und vor allem Zeichnungen für Modehäuser. Bekannt wurde Mammen als gesellschaftskritische Chronistin des Berliner Großstadtlebens, das sie in zahlreichen Aquarellen und Zeichnungen festhielt und in Zeitschriften wie „Jugend“ oder „Simplicissimus“ publizierte.
Die Machtergreifung der Nationalsozialisten führte mit dem Verbot und der Gleichschaltung vieler Verlage zu einer abrupten Unterbrechung ihres Erfolgs und zum Rückzug aus dem offiziellen Kunst- und Kulturbetrieb – wie schon 1916 verlor Mammen zum zweiten Mal ihre Existenzgrundlage. Künstlerisch entschied sie sich für einen radikalen Bruch mit dem Realismus hin zur Auseinandersetzung mit dem Kubismus. Inspiriert von Pablo Picasso – 1937 hatte sie sein Werk „Guernica“ auf der Pariser Weltausstellung gesehen – wurde ihre Formensprache zunehmend abstrakter. Dies zeigt sich auch in den Reliefs und Vollplastiken, die seit Ende der 1930er Jahre entstanden, sowie den malerischen Arbeiten nach Kriegsende. Einer Schaffensphase, in der sie sich schließlich fast vollständig vom Gegenständlichen entfernte, folgte in den 1960er Jahren die Entwicklung neuer symbolhafter Bildformulierungen.
Bis kurz vor ihrem Tod arbeitete Jeanne Mammen in ihrem Atelier am Kurfürstendamm 29, das sie 1919 bezogen hatte. Ihre über 2000 Arbeiten zeigen in der stilistischen Entwicklung die sensible Reaktion der Künstlerin auf das Zeitgeschehen.
In Zusammenarbeit mit dem Förderverein der Jeanne-Mammen-Stiftung e.V. und dem Max-Delbrück-Centrum sowie unterstützt durch zahlreiche private Leihgeber, stellt die Ausstellung im Barkenhoff diese Entwicklung anhand ausgewählter Exponate aus unterschiedlichen Werkabschnitten vor
Ausstellung im Barkenhoff, 28. Juni – 1. November 2015
Eröffnung am 27. Juni 2015 um 17 Uhr.